Tempo

Per Gesetz von 1928 durfte man ohne Führerschein fahren, wenn die Fahrzeuge weniger als vier Rädern und einen kleineren Hubraum als  200ccm hatten. Die Fahrzeuge in dieser Kategorie hatten auch noch den Vorteil der Steuerfreiheit. In diese Gesetzeslücke stieß die Vidal & Sohn Tempo-Werk GmbH aus Hamburg Harburg und gründete sich just zu dem Zweck, Lieferwagen zu bauen, die diese Bedingungen erfüllten. War der Tempo T1 im wesentlichen noch ein Motorrad, dem man vorne eine zweirädrige Achse mit Ladefläche dazwischen spendiert hatte. so bemühte man sich bald um eine geschlossene Fahrerkabine. Das führte dazu, dass die Ladefläche hinter die Fahrerkabine rutschte und der Motor mit Getriebe und Kettenkasten für den Vortrieb als ganzes schwenkbares und tragendes Teil vorne platziert wurde. Durch dieses Prinzip konnte man bei Tempo viele Aufbauvariationen liefern. Angetrieben wurden die Dreiräder durch Ein-, bzw. Zweizylinder-Zweitaktmotore. So hatte der Tempo A400 einen 400ccm Motor und leistete damit 12 PS.

Neben den bekannten Lieferwagen produzierte Tempo ab 1933 auch PKW. So wurde der Tempo Front, ein dreirädriges, zweisitziges Cabriolet angeboten oder der Tempo Kombinationswagen, der mit seinem Limousinenaufbau vier Personen Platz bot. Die PKW wurden aber nur in geringen Stückzahlen verkauft. 1954 wurde ein weiterer Versuch unternommen in das PKW-Kleinwagengeschäft einzusteigen und man entwickelte den Tempo 400 Sedan, einen vierrädrigen Kleinwagen, der hinten zwei eng stehende Antriebsräder, ähnlich wie die Vierrad-Isetta,  hatte. Er wurde aber nie in Serie gebaut. 
Von 1936 bis 1944 produzierte Tempo auch einen interessanten Geländewagen, den Tempo G 1200; dieser war vierrädrig mit zwei Motoren ausgestattet, von denen jeder eine Achse antrieb. Bei normalem Straßenbetrieb konnte der eine Motor ausgestellt werden.

Nach dem 2. Weltkrieg baute man den Tempo A400 zunächst unverändert weiter, ehe man ihn 1948 modernisierte und als Tempo Hanseat verkaufte. Leistung, Nutzlast und Handling wurden kontinuierlich verbessert, die Verkaufszahlen für die dreirädrigen Lieferwagen gingen aber beständig zurück. Parallel zum Hanseat entwickelte man daher bei Tempo zwei vierrädrige Lieferwagen, den Tempo Matador und den Tempo Wiking. Verglichen mit dem VW Bully, der damals auch auf den Markt kam, war der Tempo Matador diesem klar überlegen. Er hatte 0,25t mehr Nutzlast, eine niedrige, durchgehende Ladefläche durch den Frontmotor, der von VW zugekauft war. Dies rief Heinrich Nordhoff auf den Plan, der die Lieferung der VW-Boxermotoren an das Konkurrenzunternehmen einstellen ließ. Der Matador wurde daraufhin wahlweise mit einem 670ccm Dreizylinder-Zweitaktmotor  oder einem 1100ccm Viertaktmotor mit 34 PS Leistung vom Ing. Büro Müller Andernach angeboten. 1953 folgte der Tempo Wiking, der von einem 450ccm Zweitakter von Heinkel angetrieben wurde. Der aus dem Wiking abgeleitete Tempo Rapid war ein achtsitziger Kleinbus, der von einem stärkeren,  950ccm Motor von Austin 34 PS leistete.

Wenig bekannt ist, dass Tempo auch einen Versuch unternahm um am Kleinwagenboom der Wirtschaftswunderjahre teilhaben zu können. 1950 entwickelte man bei Tempo den Prototyp eines Kleinwagens. Der Wagen hatte etwa Goggomobilformat und wie dieser einen Heckmotor. Die Prototypen wurden fertiggestellt, er ging aber nie in Serie.

In Indien wurden die Fahrzeuge noch im Joint Venture als „Bajaj Tempo“ mit einem Einzylinder-Viertakt-Diesel als Autorikscha bis 2000 gebaut.

1955 fusionierte Vidal/Tempo mit Hannomag und 1959 gingen beide Firmen im Rheinstahl Konzern auf.

Tempo G1200 von 1939
 
Quelle: Wikipedia
Tempo Boy
Tempo Matador Verkaufswagen