Messerschmitt
Die Firma Messerschmitt in Regensburg, vor allem für die Jagdflugzeuge im 2. Weltkrieg bekannt, hatte nach dem Krieg, wo die Nachfrage nach solchen Flugzeugen logischerweise zusammengebrochen war, jede Menge freie Werkstattkapazitäten. So verwundert es nicht, dass Willy Messerschmitt als Konstrukteur und Eigner der Werke positiv auf die Anfrage von Fritz Fend reagierte, der Vorschlug, den von ihm entwickelten Fend Flitzer in Regensburg in größerer Serie zu bauen. Allerdings wollte Messerschmitt keinen Einsitzer, sondern ein zweisitziges Fahrzeug. So entwickelte man gemeinsam den ersten Fend Kabinenroller FK 150, einen nunmehr zweisitzigen Kabinenroller in Tandembauweise. Er war mit einem 150ccm Fichtel & Sachs Motor ausgestattet.
1953 wurde in Genf auf dem Automobilsalon der Messerschmitt KR 175 vorgestellt, der nunmehr eine zur Seite öffnende Plexiglaskuppel über den Passagieren aufwies. Diese schmale und ungewöhnlich windschlüpfrige Bauweise mit der an eine Flugzeugkuppel erinnernden Haube mit der leichten Karosserie, verlieh dem Messerschmitt trotz schwachem 175ccm 9PS Motörchen ungeahnte Fahreigenschaften. Ein Lenkrad hatte der Messerschmitt dagegen nicht. Stattdessen hatte er einen Motorradlenker mit dem typischen Drehgriff für das Gas, der direkt über Spurstangen auf die Achsschenkel einwirkte. Der Kabinenroller verkaufte sich gut und es wurden Tagesstückzahlen von bis zu 80 Stück erreicht. 1955 kam das Nachfolgemodell, der Messerschmitt KR 200, der nun stärker motorisiert war. Sein 10,5PS Motor, ebenfalls von Fichtel & Sachs war gut für 90 km/h. Außerdem hatte der KR 200 nun autotypisch drei Pedale für Bremse, Kupplung und Gas und einen Ganghebel an der rechten, feststehenden Fahrzeugseite, mit „sequentieller“ Ratschenschaltung. 1956 erschien der Messerschmitt KR 201, eine Roadsterversion mit kleiner Frontscheibe und auf Wunsch und gegen Zusatzkosten mit Verdeck, aber ohne Seitenscheiben.
Um die Zuverlässigkeit des KR 200 nachzuweisen baute Messerschmitt mit dem leicht modifizierten Messerschmitt KR 200 Super ein Rekordfahrzeug auf, mit dem man 1956 25 Rekorde über verschiedene Strecken und Zeiten aufstellte. Der Messerschmitt KR 200 fand auch deshalb reißenden Absatz. So wurden allein im Jahr 1956 12000 dieser Fahrzeuge abgesetzt. Trotzdem trennte sich Messerschmitt 1957 von der erfolgreichen Produktion, da er staatliche Flugzeugaufträge erhalten hatte und die Produktionskapazitäten hierfür verwenden musste und gliederte die PKW-Produktion zu FMR (Fahrzeug- und Maschinenbau Regensburg GmbH) aus.
Weniger bekannt ist, dass Messerschmitt durchaus auch Versuche unternahm, größere Automobile auf den Markt zu bringen. So entwickelte man bei Messerschmitt den Messerschmitt P 511, der war eine Monocoque-Konstruktion mit Spohn-Karosserie und sollte von einem luftgekühlten 45 PS starken 1-Liter-Sternfünfzylinder-Viertaktmotor mit 45 PS angetrieben werden. 1950 begann man mit der Arbeit an dem P 511. 1952-1953 rüstete man den Wagen zeitweilig mit einem Porsche-Motor aus, bis man im Juli 1954 den Sternmotor so weit entwickelt hatte, dass er zuverlässig arbeitete. Der P 511 erreichte mit dem Sternmotor 120 km/h, verbrauchte aber über 8 l Benzin auf hundert Kilometer (Der KR 200 verbrauchte gerade einmal 3 l). Als der Motor endlich zuverlässig lief, waren die Geldreserven verbraucht und es blieb beim Prototyp. Der zweite Versuch war dann ein Kleinwagen, der Messerschmitt K 106, der nach einem ähnlichen Prinzip konstruiert war, nur deutlich kleiner und bei dem man den Fehler mit dem selbstentwickelten komplizierten Motor umgehen wollte. Der K 106 erhielt einen 200ccm Motor von Fichtel & Sachs, der den nur 407,5 kg schweren Wagen ausreichend beschleunigte. Geplant war der Verkauf in Amerika, wo man mehrere Varianten anbieten wollte: den K 107 mit einem 400-ccm-Motor und nach vorne öffnenden Türen; den K 108 mit einem 800-ccm-Motor und sportlicherem Design; den K 109, ein Cabriolet mit einem 400-ccm-Motor; den K 110, ein Sportcoupé mit einem 600-ccm-Motor; und den K 111, eine Version des K 110 mit gewölbten Fenstern.
Als 1956 jedoch der Flugzeugbau wieder aufgenommen werden durfte und Willy Messerschmitt auch Aufträge bekam, verlor er das Interesse an dem Projekt. Bei FMR wurde das Projekt nicht wieder aufgegriffen.